Urlaub? Ich sehe den Strand vor lauter Sandkörnern nicht mehr – Abschalten als Führungskraft

Endlich! Der Urlaub rückt näher. „Urlaub“ – alleine der Begriff löst bei den meisten Menschen positive Emotionen aus, angefangen von leichter Zufriedenheit bis zu stark ausgeprägter Euphorie. Es erscheinen Bilder im Kopf, was man alles tun wird oder tun könnte, wenn man von den Pflichten des Arbeitsalltags entbunden sein wird. Wie der Urlaubsort aussehen wird, was man unternimmt und wie frisch erholt und ausgeruht man wieder in die Arbeit starten kann.

Bei diesen Überlegungen wird jedoch ein entscheidendes Detail meist vergessen:

Die Arbeit begleitet die meisten Menschen, egal wohin sie gehen.

Sie reist als blinder Passagier im Koffer mit und taucht auf, wenn man nichtsahnend am feinen Sandstrand sitzt und versucht, einen belletristischen Roman zu lesen.

Sie schaut vorbei, wenn man gerade einen Espresso beim Kellner bestellt, um das kulinarisch anspruchsvolle Diner abzuschließen.

Mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit ist sie präsent, wenn man „schnell mal die Mails checkt“.

Vorneweg sei gesagt: Das ständige Gedankenkreisen um die Arbeit entwickeln fast alle Menschen, die sich mit ihrer Arbeit identifizieren, ihre Arbeit als wertvoll empfinden und stolz auf ihre Erfolge sind. Als Führungskraft ist dieses Verhalten noch verstärkt, da diese nicht nur für ihre eigene Arbeit verantwortlich sind, sondern auch für die der Mitarbeiter. Die Rolle des Entscheiders, Führers und Wegweisers wird so stark verinnerlicht, dass ein Gefühl von  Unentbehrlichkeit und Dauerverpflichtung entsteht.

Doch gleichzeitig führt dies zu dem Phänomen, dass man nicht von der Arbeit abschalten kann. Wirtschaftspsychologisch wird dieses Verhalten als fehlendes „psychological detachment“ bezeichnet. Also die Fähigkeit sich mental von der Arbeit zu lösen. Es gibt vielfältige Gründe für diese Entwicklung, angefangen bei äußeren Einflüssen wie ständiger Erreichbarkeit durch Smartphones mit Mailfunktion, aber auch interne Einflüsse wie das Bedürfnis sich alleine über die Arbeitsleistung zu identifizieren.

Die Auswirkungen von fehlendem Detachment liegen auf der Hand: Sie fühlen sich nicht ausgeruht, Ihr Geist kommt nicht zur Ruhe. Sie fühlen ein erhöhtes Verpflichtungsgefühl, da Sie durch die Entfernung zur Arbeit nicht direkt eingreifen können. Dies löst unterbewusst Stress und Unruhe aus.

Der eigentliche Sinn der Erholung geht somit verloren. Dabei beinhaltet Erholung ein Bündel an positiven Effekten.

  • Sie sind energetischer und laden sprichwörtlich Ihre Akkus wieder auf,
  • Sie fördern kreatives und problemlöseorientiertes Denken,
  • Sie stärken Ihr Immunsystem und sind weniger Anfälligkeit für Krankheiten,
  • Sie bauen destruktive Gedanken ab und schaffen Platz für innovative Ideen.

Betreiben Sie aktiv Detachment, um die positiven Effekte der Erholung zu erreichen:

  • Übergeben Sie alle wichtigen To-do‘s an Stellvertreter, Mitarbeiter und Kollegen.
  • Richten Sie eine Abwesenheitsnotiz und eine E-Mail-Weiterleitung ein.
  • Nehmen Sie Ihr Arbeitshandy und Laptop im Idealfall nicht mit in den Urlaub.
  • Alternativ schalten Sie beides nur in größeren Zeitabständen (z.B. alle 2 Tage) an und checken Nachrichten.
  • Bearbeiten Sie die wichtigen To-do‘s nicht, sondern delegieren Sie diese an Ihre Stellvertreter weiter.

Unser Fazit und Wunsch an Sie: Genießen Sie Ihren Urlaub und lassen Sie Arbeit einfach mal Arbeit sein – zu mindestens für ein paar Tage!